T-Mobile G1/HTC Dream im Retro-Unboxing

Ende des ersten Jahrzehnts der 2000er-Jahre geschah so einiges auf dem Markt für Mobiltelefone: Das erste iPhone kam ’07 heraus, das einstige Urgestein wenn es um Handys ging – Nokia – verpasste den Trend und legte somit den Grundstein für den eigenen Untergang in der Consumer Handysparte. Andere wollten das Stück vom Kuchen haben und gingen stattdessen mit dem Trend: So brachte Google Ende ’08, also ein Jahr nach Apples iPhone, ihr erstes Android-Telefon auf den Markt.

Das T-Mobile G1 oder auch HTC Dream genannte Gerät wurde nicht von Google selbst entwickelt. Google lieferte mit Android Cupcake „nur“ das Betriebssystem, welches Apples iOS Konkurrenz machen sollte. In Deutschland war das Geräte übrigens exklusiv bei der Telekom zu haben und das auch erst im Frühjahr 2009.

Das G1 verfügt über eine eingebaute Tastatur, die sich unter dem Bildschirm befindet. Neben diesen gibt es auf der Frontseite noch weitere Tasten, z.B. für die Rufannahme. Auch ist ein Trackball vorhanden, aus heutiger Sicht eher ungewöhnlich. Das Display konnte 480×320 Pixel darstellen, die Qualcomm-CPU war mit 528 MHz getaktet und wurde mit einem ARM11-Chipsatz befeuert. Der eingebaute Speicher war mit nur 256 MB recht klein, was auch der Grund gewesen sein soll, warum nach Android 2.1 mit weiteren Updates Schluß war. Über eine SD-Karte konnte aber zumindest der Speicherplatz für Fotos, Videos oder MP3s entsprechend vergrößert werden.

Gefunkt wurde damals im 2G- (GSM) und 3G-Netz (UMTS). Im Download erreichte das HTC Dream bis zu 7.2 Mbit/s mit HSPA-Unterstützung. Damit lies es sich bereits gut arbeiten, solange man noch Inklusiv-Volumen hatte. So bot der größte Tarif bei der Telekom damals maximal 1 GB Download-Kontingent.

Damals waren Mobilfunk-Tarife deutlich teurer: Für 119,95 bekam man HSDPA-Nutzung (Internetvolumen) inklusive – im Kleingedruckten wird erklärt was „inklusive“ bedeutet: 1 GB Highspeed-Volumen (t-mobile.de Anfang 2009 via archive.org)

Ich konnte für dieses Unboxing ein Exemplar auftreiben, welches noch gänzlich unbenutzt, original verpackt und verschlossen war. Eine große Herausforderung war dabei, das T-Mobile G1 bzw. HTC Dream überhaupt ans Laufen zu bekommen: Die vorinstallierte Android-Version verlangte nach einem Google-Account. Doch weder das Anlegen eines neuen Accounts noch das Einloggen mit einem bestehenden sind heute im Jahre 2023 noch möglich. Im Netz findet man alte Artikel aus 2009 und später mit unterschiedlichen Lösungsansätzen: So soll man es mit Backup-Codes oder App-Codes für den eigenen Google-Account probieren. Weiter wird der Tipp gegeben auf eine RC29- (USA) oder RC7 -Version (UK) downzugraden. Hier soll über ein Bug die ADB-Schnittstelle zu aktivieren sein. Die lassen sich aber auf die EU-Version des G1 offenbar nicht aufspielen. Außerdem ist die Rede von einer Goldcard, welche ermöglichen würde beliebige Software auf dem G1 zu installieren. Viele Ansätze, von denen bei mir leider keiner funktionierte.

Meine Lösung: Der Versuch auf eine neuere Version mit von Google signierten Paketen upzudaten. Denn die sollten sich im Wartungsmodus (Home-Button + Power) mit ALT + L laden lassen. Nur wo bekommt man die her? Google hat zwar ein Archiv, aber da war wenig nützliches. Außerdem brachen viele der Downloads mittendrin ab. Bei Google stieß ich mit der Suche nach dem richtigen Dateinamen „signed-kila_eu-ota-146733.53218c9e_full_update.zip“ auf exakt einen Eintrag. Offenbar hat jemand damals glücklicherweise die alten Updates inkl. einer Anleitung bei sich lokal gemirrored: juliusbeckmann.de

Wenn ihr das in Bewegtbild sehen möchtet, schaut gerne in das YouTube-Video oben. Das Ergebnis: Nach dem Update poppte plötzlich ein „Überspringen“-Button im Setup-Dialog auf. Natürlich kann damit noch immer keine Dienste nutzen, welche einen Google-Login benötigen, aber die meisten davon werden eh schon nicht mehr kompatibel mit dem HTC Dream sein.

Alles andere konnte ich mir aber nun in Ruhe anschauen und so einen Einblick gewinnen, wie es gewesen sein muss, mit dem ersten Android-Telefon unterwegs zu sein.

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