In Zeiten von knappen Rohstoffen ist eigentlich klar, was man mit alter Hardware, alten Mobiltelefonen oder ähnlichem machen sollte: Nach der Nutzung ab auf den Wertstoffhof zum Recycling. Mit manchen alten Schmuckstück fällt das aber etwas schwerer: Es hängen vielleicht gute Erinnerungen dran weil es sich um das erste Telefon handelt, den ersten Game Boy oder der Controller vom SNES damals.
So ging es mir mit meinem Nokia 5110: Ich habe es damals geliebt. Es war eins der ersten Nokias mit Snake. Ein so einfaches Spiel, das zumindest die Älteren unter uns wahrscheinlich alle noch kennen. Bisher stand es etwas verloren in meinem Regal. Und somit war es der perfekte Kandidat für dieses Projekt: Ein mit LEDs versehener Fotorahmen, welcher die Innereien des Nokia 51110 so richtig zur Geltung bringen sollte.
Die Komponenten
- Fotorahmen „SANNAHED“, 25x25cm, 6,- Euro
- D1 Mini, ESP8266*, ca. 5,- Euro
- WS2812B-LED-Streifen, 5V, 60 LEDs/m, 9,- Euro
- Magentkontaktstecker, ca. 3,-/Stk.
- USB-Stromanschlussboard, ca. 1,- Euro
- Sperrdiode, ca. 0,50 Euro
- Selbstgestalteter Fotohintergrund, ca. 5,- Euro
- Klebepads oder 2-Komponentenkleber, zwischen 2,- und 5,- Euro
- etwas Kabel, Lötkolben, Schrumpfschläuche
*) Wie sich während der Arbeit rausstellte, endet in der nahen Zukunft die Unterstützung von ESP8266-Boards seitens der eingesetzten WLED-Software. Für neue Projekte werden deshalb ESP32-basierte Boards empfohlen, die sich preislich aber nur wenig unterscheiden dürften.
Das Exponat
Das Nokia lies sich recht einfach auseinandernehmen: Nachdem man die Batterie entfernt hatte, offenbarten sich auf der Rückseite einige Torx-Schrauben mit denen man schnell im inneren war. Dort ging es dann ebenso schnell weiter. Das muss natürlich bei jedem Gerät der Fall sein, auch wenn früher noch mehr Teile verschraubt statt verklebt waren. Anders als es heute oft gängige Praxis ist. Wenn euer Exponat da etwas widerspenstiger ist, habt bitte im Hinterkopf: Verletzt euch nicht! Displays können brechen, Batterien können auslaufen oder man kann beim Versuch etwas aufzuhebeln abrutschen. Denkt da an eure Finger und eure Gesundheit. Lest dazu bitte auch folgenden Absatz.


Vorsicht: Gefahr!
Eine Sache, die man unabhängig von eurem Bastelvorhaben nicht unterschätzen sollte, ist die potentielle Gefahr, die von alten Batterien und Akkus ausgehen kann. Ich war überrascht zu sehen, dass bereits in meinem Nokia 5110 von 1998 ein Lithium-Ionen-Akku verbaut war. Die sind heute überall und sehr sicher, dennoch weiß man nie ob im inneren bereits Zersetzungseffekte eingetreten sind. Ich will das Thema auch gar nicht zu sehr stressen, das Netz ist voll mit Artikeln zu dem Thema. So viel nur: Ich habe mich bewußt dazu entschieden, den Akku auf dem Wertstoffhof abzugeben und ihn nicht in den Fotorahmen zu kleben.

Der kreative Teil
Nachdem das Telefon in seine Einzelteile zerlegt war, ging es um die Positionierung. Beim Nokia 5110 kommen viele ähnlich große zum Einsatz. Wenige Kleinteile, was die Positionierung etwas erschwerte. Nachdem ich mich für ein Layout entschieden hatte, ging es ans „designen“ des Hintergrunds. Ich habe das Wort absichtlich in Anführungszeichen gepackt: Denn hier muss man wirklich kein Experte oder Grafiker sein. Die Hardware, illuminiert durch die LEDs, ist der eigentliche Hingucker. Mit ein paar kurzen Texten, Erklärungen oder einfachen grafischen Elementen kann man viel erreichen.
In meinem Fall habe ich mir folgende Fragen gestellt:
- Wo positioniere ich den Namen des Telefons prominient?
- Kann ich einen kurzen Text schreiben, der etwas über die Geschichte erzählt?
- Kann ich die einzelnen Komponenten (Logic Board, Tastenfeld, Cover, …) benennen?
- Kann ich mit Pfeilgrafiken auf bestimmte Bauteile oder Features hinweisen?
- Wo soll der Rahmen stehen und welche Farbe hat er: empfiehlt sich ein heller oder ein dunkler Hintergrund?
- Welche zeitgemäße, moderne oder zurückhaltende Schriftart verwende ich?

In Affinity Photo habe ich daraufhin ein bisschen gebastelt, geschoben und experimentiert. Wenn ihr kein Grafikprogramm habt, könnt ihr euch das kostenfreie Tool GIMP besorgen, was in der Bedienung als Anfänger vielleicht etwas hakelig sein kann. Alternativ würde ich noch Canva ins Rennen werfen, was man eingeschränkt nach Registrierung kostenfrei nutzen kann.
Hardware & Software
Zum Einsatz kommen einmal mehr ein ESP8266-Board mit WLED-Software. Wie oben bereits angerissen, sollte man laut WLED-Website für neue Projekte inzwischen ESP32-Boards verwenden, da der 8266er-Chipsatz nicht mehr lange unterstützt werden wird.

Auf den ESP wird dann einfach die WLED-Software über den bekannten Webinstaller geflashed. Danach verbinde ich das zusätzliche USB-Board, an welches später das Netzteil angeschlossen wird, mit dem ESP und dem LED-Steifen. Dazwischen kommt noch eine Diode: Wird Strom an die externe USB-Buchse angeschlossen, soll dieser den ESP und den LED-Streifen versorgen. Schließe ich aber z.B. für ein Software-Update ein USB-Kabel an den ESP direkt an, soll dieser nicht den LED-Streifen mit Strom versorgen. Das könnte eine zu Hohe Last für den ESP oder euren USB-Anschluss am Rechner sein.
Apropos: Insbesondere wenn ihr sehr viele LEDs anschließen wollt, solltet ihr euch Gedanken um die Dicke eurer Kabel machen. Sind die zu dünn, können die sich auch entsprechend erhitzen und in Flammen aufgehen. Ich empfehle da immer den Rechner vom WLED-Projekt.
Danach habe ich die einzelnen LEDs mit dem Streifen verlötet. Dabei ist es wichtig auf die Reihenfolge zu achten! Auf den Streifen befindet sich ein kleiner Pfeil, welche die Laufrichtung anzeigt.
Um den Rahmen von seinem Innenleben trennen zu können, habe ich Magnetkontakte verwendet. Die hatte ich noch rumfliegen, boten sich an, sind aber komplett optional.

Komponenten befestigen
Nachdem das Foto auf dem Hintergrund aufgeklebt wurde, wurden die einzelnen Komponenten des 5110 wieder rum auf das Foto geklebt. Hierbei habe ich anfangs mit kleinen Klebepads gearbeitet. Die funktionieren auch gut, allerdings sollte man einerseits nicht zu wenige von ihnen verwenden und diese nicht in Türmchenbauweise zu hoch stapeln. Sowohl die Platine des Tastenfelds als auch das Cover der Front – beides große aber leichte Teile – kamen mir nach 1-2 Tagen entgegen.

Ich habe mich dann dazu entschieden, mit 2-Komponentenkleber aus dem Discounter weiterzumachen. Der war günstig, hält aber nach seinen 2 Stunden Trocknungszeit richtig gut. Als Abstandshalter verwende ich kleine Elemente aus dem 3D-Drucker. Da kann man aber auch sicher ein Stückchen Holz oder ähnliches verwenden, wenn man keinen 3D-Drucker zur Hand hat.
Im Nachgang würde ich definitiv immer wieder den Weg mit dem Kleber gehen. Es ist einfach super ärgerlich, wenn man 2 Tage später auf den Fotorahmen schaut und sich wundert, warum Teile plötzlich eine Etage tiefer liegen als erwartet und schlimmsten Falls noch etwas beschädigen.
Konfiguration
In der WLED-Oberfläche lassen sich nun unterschiedliche Segmente konfigurieren. In meinem Fall befinden neben dem LED-Streifen, der innen einmal um den Rahmen geht, 5 weitere LEDs unter der alten Hardware des Nokia. Über die Segmente ist mir mögliche, unterschiedliche Farben und Effekte für jede LED zu konfigurieren. So stelle ich ein:
- LED 1, Tastenfeld, Segment 1: Grün
- LED 2-3, Display, Segment 2: Weiß mit leichtem Blauton
- LED 4-5, Platine, Segment 3: Wechselnder, Bunter Farbeffekt
Die dann folgenden LEDs sind Teil des Streifens. Auch hier konfiguriere ich unterschiedliche Farben, sodass die einzelnen Komponenten (bunt) und Texte (weiß) unterschiedlich beleuchtet werden. Für wen das zu theoretisch war: Im Video zeige ich das nochmal ganz genau. Im Video wie hier der Hinweis: Speichern nicht vergessen, dass geschieht nämlich nicht automatisch!

Fazit
Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Bei der Konfiguration der LEDs tobe ich mich vielleicht noch ein bisschen aus, das ist mir vielleicht einen ticken zu farbintensiv. Aber da hat man ja alle Möglichkeiten dank WLED. Ein bisschen Zeit und Geduld sollte man für das Projekt mitbringen. Es sind, abhängig von der Anzahl der verwendeten LEDs, schon einige Arbeitsschritte. Aber es lohnt sich. Was die Kosten angeht, stehe ich am Ende bei irgendwas um die 20-30 Euro. Einige der Komponenten hatte ich noch hier und das Nokia 5110 habe ich jetzt natürlich nicht in die Rechnung mit aufgenommen – das ist eh unbezahlbar. 😉

