Wer heute eine E-Mail schreibt, tippt es ganz selbstverständlich ein: das @-Zeichen. Ein kleines Symbol, das aus unserer digitalen Kommunikation nicht mehr wegzudenken ist – und das trotzdem eine erstaunlich lange Geschichte hat. Wie es vom mittelalterlichen Händlerzeichen zum Symbol globaler Vernetzung wurde, erfahrt ihr in dieser Folge meines Podcasts „Pad on Please“, die ihr hier im Beitrag direkt anhören könnt.

Ein Zeichen mit Geschichte
Das @-Zeichen ist kein Kind der digitalen Neuzeit – im Gegenteil: Schon in mittelalterlichen Handschriften tauchten Formen auf, die unserem modernen @ verblüffend ähnlich sehen.
Damals galt es als Ligatur – eine Verschmelzung der Buchstaben a und d, die das lateinische Wort ad abkürzten, was so viel bedeutet wie „bei“ oder „zu“.
Eine praktische Erfindung: Weniger Tinte, weniger Schreibarbeit.
Später fand das Symbol dann seinen Weg in den Handel. Kaufleute notierten Preise mit dem Zeichen, etwa „5 apples @ 10 p“ – also „5 Äpfel zu je 10 Pence“.
Ein einfacher, aber genialer Trick, der sich über Jahrhunderte hielt.
@ auf dem Schlachtfeld
Bevor das Zeichen seinen Siegeszug in der E-Mail antreten konnte, hatte es noch einen Abstecher in die Computerhistorie:
1950 wurde das @-Zeichen im Rahmen des „Fieldata“-Projekts des US Army Signal Corps verwendet. Dort sollte ein Standard für den Datenaustausch auf dem Schlachtfeld entwickelt werden – der später großen Einfluss auf den ASCII-Zeichensatz hatte.
Kurzer technischer Exkurs (versprochen, nicht zu trocken 😉):
Computer verstehen nur Einsen und Nullen. Damit daraus Buchstaben, Zahlen oder Steuerzeichen werden, braucht es sogenannte Zeichensätze. Im Fieldata-System war das @ tatsächlich das erste definierte Symbol überhaupt – noch vor Buchstaben und Ziffern. Es diente als sogenannter Master Space und leitete Steueranweisungen ein. Schon damals also ein echtes Sonderzeichen mit besonderer Funktion.
Die Geburt der E-Mail
Der eigentliche Durchbruch kam dann 1971:
Ray Tomlinson, Mitarbeiter beim Forschungsunternehmen BBN (Bolt, Beranek and Newman), arbeitete an einer Software namens SNDMSG, mit der sich Nachrichten zwischen Nutzern austauschen ließen – damals noch auf Großrechnern im Arpanet, dem militärischen Vorläufer des Internets.
Tomlinson suchte ein Zeichen, das einerseits in keinem Nutzernamen vorkam, andererseits aber auch die Bedeutung „bei“ ausdrücken konnte.
Seine Wahl fiel auf – richtig – das @-Zeichen.
Von da an trennte es Benutzername und Hostname, also z. B. user@host.
Damit war die E-Mail geboren – und das @-Zeichen wurde zum Symbol für die Vernetzung von Menschen weltweit.
Arroba, Morsecode & Museum
Aber die Geschichte geht noch weiter:
Im spanisch-portugiesischen Raum hat das @ sogar eine eigene Bezeichnung – Arroba.
Das steht ursprünglich für ein altes Gewichts- und Flüssigkeitsmaß, das rund 11,5 Kilogramm entsprach und vor allem bei Öl, Wein und Honig verwendet wurde.
Schöne Vorstellung, oder? 11,5 Kilo E-Mail…
Seit 2004 hat das Zeichen übrigens auch Einzug in das Morsealphabet gefunden – dort wird es durch das Signal . — .— . dargestellt.
Und im Jahr 2010 nahm das Museum of Modern Art (MoMA) in New York das @-Zeichen sogar in seine Design Collection auf.
Ein echtes Kunstobjekt also – zumindest offiziell.
Von Code bis Klammeraffe
Heute begegnet uns das @ nicht nur in E-Mails, sondern auch auf Social-Media-Plattformen, um Nutzer zu markieren oder zu referenzieren.
In vielen Programmiersprachen erfüllt es außerdem spezielle Funktionen – mal als Annotation, mal als Operator oder einfach als Platzhalter für „bei“.
Und dann wäre da noch der unsägliche Begriff „Klammeraffe“, der in den 90ern durch die Verbreitung der E-Mail aufkam.
Ich persönlich bin froh, den Ausdruck jahrelang nicht gehört zu haben – er klingt einfach schrecklich und hat mit dem eleganten Symbol wenig gemein.
Fazit
Ein Zeichen, das wir täglich benutzen, ohne groß drüber nachzudenken – und das doch eine unglaublich spannende Geschichte hat.
Vom Händlerzeichen über das Schlachtfeld bis in unsere E-Mail-Postfächer: Das @ steht heute wie kaum ein anderes Symbol für Kommunikation, Vernetzung und Moderne.
Wenn ihr mehr zu solchen Themen hören wollt, schaut (oder hört) gerne auf meinem Podcast „Pad on Please“ vorbei.