Wenn ihr diesen Artikel gefunden habt, so kennt ihr höchstwahrscheinlich das Awtrix-Projekt. Eine Firmware für ESP-Entwicklerboards, mit der sich Selbstbau-LED-Matrixen betreiben oder auch fertige Modelle wie die TC-001 von Ulanzi umpatchen lassen. Mit der „Awtrix Mini“ habe ich nun ein kleines Projekt gestartet, welches das Ganze etwas kompakter machen und auf ein LC-Display bringen soll.
Sehr kleine 32x8er-LED-Module zu fairen Preisen und für den passenden Standart zum Betrieb der Awtrix-Firmware zu finden, ist gar nicht so einfach. So entstand die Idee, stattdessen einfach ein 320×172 Pixel großes Display zu verwenden. Mein Projekt ist am Ende keine eigenständige Awtrix. Stattdessen spiegelt es sozusagen nur eine bereits in eurem Netzwerk vorhandene LED-Anzeige. Das läuft dann über Wifi und funktioniert ziemlich gut.
Die Teile
Um das Projekt nachzubauen benötigt ihr gar nicht viel. Löten ist optional: Nur wenn ihr die recht langen Kabel des Displays kürzen wollt, solltet ihr löten. Es geht aber auch ohne das, dann kann alles einfach zusammengesteckt werden.
- D1 Mini-Board (mit ESP8266-Chip)
- Waveshare 1.47″ LC-Display oder Noname (z.B. dieses)*
- 6x 2mm-Schrauben (z.B. 2×5 oder 2×8)
- einen 3D-Drucker**
*) Ich will betonen das ich keine Werbung für das Waveshare-Display machen will. Ich habe mich aus 3 Gründen für dieses (im Vergleich etwas teurere) Display entschieden: Zum einen ist die Platine des Boards nur minimal größer als das Display was 3D-Gehäuse kompakter werden lies. Außerdem bringt das Display auf der Rückseite direkt Muttern zum verschrauben mit und da es sich um ein „Markenprodukt“ handelt, solltet ihr beim Bestellen im besten Fall auf den Millimeter dasselbe Produkt erhalten. In der Theorie sollte auch jedes andere Display, welches einen ST7789-Chip mitbringt problemlos funktionieren wie das verlinkte Noname-Display.
**) Der 3D-Drucker ist optional. Ihr könnt das Projekt natürlich auch mit einem ganz eigenen Gehäuse oder in anderer Form nachbauen. Dann benötigt ihr nur die Hardwarekomponenten und könnt loslegen.

3D Druck
Wenn ihr das Projekt wie im Video gezeigt nachbauen möchtet, könnt ihr euch mein Awtrix Mini-Gehäuse drucken. Es besteht aus 3 Teilen: Einem Träger, auf dem das Display aufgeschraubt und das D1 Mini-Board aufgelegt wird. Sowie dem Hauptgehäuse und einer aufsteckbaren Front.

Zusammenbau
Im ersten Schritt solltet ihr das Display mit dem D1 Mini-Board verbinden. Die folgende Tabelle zeigt, welche Pin des Displays mit welchem Pin des Boards verbunden werden muss.
D1 Mini Board | Waveshare 1.47″ Display | Noname 1.47″ Display |
D5 (GPIO 14) | CLK | SCL |
D7 (GPIO 13) | DIN | SDA |
D1 (GPIO 5) | CS | CS |
D4 (GPIO 2) | DC | DC |
D6 (GPIO 12) | BL | BL |
3V3 | VCC | VDD |
G | GND | GND |
Wenn ihr nicht löten möchtet und das 3D-gedruckte Gehäuse verwenden möchtet, dann müsst ihr an der Stelle nur noch das Display mit 4 Schrauben an dem Träger anbringen und das Kabel vorsichtig verwickeln. Danach den Träger einschieben und von außen festschrauben. Front vorsichtig aufklippen und das wars. Weiter geht’s mit dem Flashen der Software.

Software
Um die Software auf das Board zu bekommen, müsst ihr es zunächst via USB mit eurem Rechner verbinden. Als nächstes benötigt ihr einen Chrome-basierten Browser, als Chrome selbst, Chromium, Brave oder MS Edge. Opera funktioniert u.U. auch. Dann geht ihr auf folgende Seite, auf der ich immer die aktuelle Software-Version bereitstelle:
Wählt dort das Projekt #002: Awtrix Mini vx.x aus und folgt den Anweisungen. Solltet ihr das lieber in Bewegtbild sehen wollen: Im Video zeige ich auch diesen Schritt.
Nach der Installation stellt das ESP-Board einen WLAN-Access Point zur Verfügung:
SSID: Awtrix Mini - Setup
Passwort: 12345678
Sobald ihr verbunden seit, sollte sich ein Konfigurationsmenü öffnen. Wenn die Seite nicht automatisch erscheint, verbindet euch auf die IP-Adresse http://192.168.4.1
. Hier könnt ihr nun euer Wlan konfigurieren. Außerdem könnt ihr dem Board noch einen Hostname vergeben und – ganz wichtig – die IP-Adresse der Awtrix, die kopiert werden soll und von der unsere neue Awtrix Mini ihre Daten erhält.
Sind alle Einstellungen vorgenommen sollte sich die Awtrix Mini direkt mit ihrer großen Schwester verbinden. Habt ihr euch „verkonfiguriert“, so startet bitte mit der Installation der Software von vorne und wählt unbedingt „Erase“ aus. Dann könnt ihr frisch durchstarten.
FAQ
Benötige ich wirklich eine „richtige“ Awtrix oder Ulanzi TC001 mit Awtrix-Firmware oder läuft die Awtrix Mini auch Standalone?
Die Awtrix Mini wiederholt technisch gesehen nur das, was auf einer anderen LED-Matrix angezeigt wird. Sie kann nicht standalone betrieben werden.
Gibt es einen anderen Weg die Awtrix Mini zu nutzen ohne erst eine LED-Matrix kaufen zu müssen?
Theoretisch ja: Die Awtrix-Bibliothek lässt sich auf ESP32-Boards flashen. Um sie zu betreiben sollte (nicht von mir getestet) es genügen nur das Board mit der Software zu versehen. Über das Webinterface kann dann die Konfiguration erfolgen. Es sollte nicht nötig sein, LED-Module, Buttons oder ähnliches anzuschließen. So sollte man sich relativ günstig eine Art „blinde“ LED-Matrix bauen lassen, die nur aus dem ESP32-Board besteht.
Ist der Sourcecode verfügbar?
Ja, ihr findet das Projekt in meinem Github Repository unter der Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International-Lizenz.
Kann ich mehrere Awtrix Mini auf eine Host Awtrix loslassen?
Theoretisch ja. Jede Awtrix Mini verbindet sich über das WLAN via HTTP mit der Host Awtrix. Das generiert Last auf der Host Awtrix und kann irgendwann dazu führen, dass sich die Mini Awtrixen nur noch seltener aktualisieren und alles etwas holpriger wirkt. Wo da genau die Grenze ist, kann ich nicht sagen. 2-3 gleichzeitig habe ich erfolgreich getestet. Eine größere Herausforderung stellt das WLAN da: Das sollte eine gute Signalstärke sowohl für Host also auch für Mini Awtrix bieten.